Marcus Omofuma niemals vergessen! Rassismus tötet, Abschiebung tötet!
Am 1. Mai 1999 haben drei Polizisten der Republik Österreich Marcus Omofuma bei der Abschiebung in einem Flug von Wien nach Sofia den Mund und die Nase zugeklebt, ihn mit Klebebändern an den Sitz gefesselt und den Brustkorb zugeschnürt, ihm den Atem verweigert und ihm dadurch das Leben genommen.
Marcus Omofuma war 1994 aus Nigeria nach Deutschland geflüchtet, wo er Vater einer Tochter wurde. Weil sein Asylantrag abgelehnt wurde, kam er 1998 nach Österreich, wo er ebenfalls abgelehnt und in Schubhaft genommen wurde. Bei der Abschiebung am 1. Mai 1999 wendeten die Polizisten im Flugzeug grausame Gewalt gegen ihn an, um ihm jede Möglichkeit des Widerstands zu nehmen – Marcus Omofuma wurde dadurch erstickt. Die Täter wurden niemals angemessen bestraft – das Landgericht Korneuburg verurteilte sie 2002 nur zu einer 8-monatigen bedingten Freiheitsstrafe, sodass sie weiter im Polizeidienst bleiben konnten.
Dieses Jahr, am 1. Mai 2024, jährt sich der Mord an Marcus Omofuma zum 25. Mal. Wir vergessen nicht. Wir gedenken Marcus Omofuma und allen, die durch Abschiebung und rassistische Polizeigewalt ermordet wurden.
Kein Einzelfall!
Der Mord an Marcus Omofuma war kein Einzelfall – immer wieder wurden in den letzten Jahrzehnten Schwarze Menschen durch rassistische Polizeigewalt getötet: Richard Ibekwe am 04.01.2000, Johnson Okpara am 03.08.2001, Seibane Wague am 15.07.2003, Edwin Ndupu am 19.08.2004, Yankuba Ceesay am 04.10.2005 und Essa Touray am 23.12.2006. Und es gibt weitere Fälle von Menschen, die unter niemals aufgeklärten Umständen in Polizeigewahrsam und bei polizeilichen Maßnahmen verstarben.
Rassistische und im schlimmsten Fall tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen, gegen People of Colour, gegen Migrant*innen, gegen geflüchtete Menschen hat in Österreich wie in vielen Ländern Europas und anderswo System und ist tief verankert in einer jahrhundertelangen Geschichte des kolonialen Rassismus. Kontrollen nach Racial Profiling, polizeiliche Willkürmaßnahmen, Beleidigungen und Misshandlungen durch Polizist*innen, sind für viele Menschen Teil des Alltags. Das österreichische Innenministerium schreibt sich stolz auf die Fahnen, dass 2023 4982 Menschen, 25 Prozent mehr als im Vorjahr, unter direktem Zwang abgeschoben wurden – u.a. auch nach Nigeria, das Land, aus dem Marcus Omofuma damals geflüchtet war. Österreich gehört auch zu den Staaten, die Milliarden von Euro dafür zahlen, tödliche Gewalt gegen Menschen auf der Flucht, gegen People on the Move, an die EU-Außengrenzen und weit darüber hinaus auszulagern.
Heute wie vor 25 Jahren – für Sichtbarkeit gegen Abschiebung und rassistische Polizeigewalt!
Der Tod von Marcus Omofuma war ein wichtiger Ausgangspunkt der öffentlichen politischen Visibilität und des Engagements der Afrikanischen Community in Österreich. Mutige Aktivist*innen aus der Community brachten 1999 eine Welle von Protesten ins Rollen. Einige von ihnen wurden deswegen zur Zielscheibe der Polizeirepression und im Zuge der „Operation Spring“ mit willkürlichen Beschuldigungen, Inhaftierungen und Gerichtsverfahren überzogen.
Im Gedenken an Marcus Omofuma und alle Opfer von Abschiebungen und rassistischer Polizeigewalt versammeln wir uns am 1. Mai 2024 am Marcus Omofuma Denkmal am Platz der Menschenrechte – ein Ort, der durch Aktivist*innen aus der afrikanischen Community gemeinsam mit solidarischen Künstler*innen erkämpft wurde.
Auch nach 25 Jahren fordern wir das Ende der Straflosigkeit für die Mörder und die Beendigung von Abschiebungen und rassistischer Polizeigewalt, als Schritt für eine Zukunft ohne Unterdrückung, Ungleichheit und Rassismus!
Afrodiaspora – Austria, Network Africa-Communities Austria, Afrique-Europe Interact Wien, Stop Deportations Vienna, Plattform Radikale Linke – Asyl in Not