Demonstration in Solidarität mit der Bewegung im Iran & in Kurdistan
Samstag, 8.Oktober, 14 Uhr, Karlsplatz
PRE-DEMO MEETING @SCHILLERDENKMAL um 13:30
Die Entwicklungen im Iran überschlagen sich. Der Aufstand in Folge der Ermordung von Jina (Mahsa) Amini durch die sogenannte “Sittenpolizei” ist zu einer breiten, mutigen Bewegung gegen das gesamte Regime geworden. In diesem Kampf stehen Studierende aktuell an der Spitze. Im ganzen Land finden Streiks an Hochschulen und Universitäten statt. Das Regime hat in den letzten Tagen deshalb gezielt und blutig Studierende angegriffen, insbesondere an der renommierten Sharif-Universität in Teheran und in Tabriz. Am Sonntag organisierten mehrere Universitäten im ganzen Land Proteste und Kundgebungen. Trotz Drohungen seitens der Sicherheitskräfte begannen die Studierenden der Sharif-Universität mit stillen Sitzstreiks auf dem Universitätsgelände. Als sie begannen, Slogans wie “Frau, Leben, Freiheit” zu skandieren, griffen die Zivilbeamten ein. Die Kundgebung eskalierte und die Situation erinnerte an die Studierendenproteste vom Juli 1999, als Zivilbeamte gewaltsam den Universitätscampus angriffen, was schätzungsweise 15 Tote, mehrere Verletzte und zwischen 1.000 und 1.500 Festnahmen zur Folge hatte. Videos zeigen, wie Zivilbeamte Studierende und Lehrende innerhalb des Universitätsgeländes verbarrikadieren und wie mehrere Lieferwagen außerhalb des Universitätsgeländes eintreffen. Einem Augenzeugenbericht zufolge begannen sie, Studierende zu verhaften und mit Schlagstöcken anzugreifen. Viele versuchten aus dem Gebäude zu fliehen, doch Sicherheitskräfte umstellten die Universität und warteten auf die Verhaftung von Studierenden. Die Videos sind fast kriegsähnlich, mit Schüssen und schreienden Studierenden, die auf einem Parkplatz festsitzen und versuchen, einen Ausgang oder ein Versteck zu finden. Die Zahl der verhafteten, getöteten oder verletzten Studierenden wurde noch nicht unabhängig bestätigt. Es heißt aus Berichten, dass mindestens 30 bis 40 Studierende verhaftet wurden, deren Aufenthaltsort unbekannt ist.
In einem von einer Gruppe von Absolvent*innen der Sharif-Universität verfassten Brief heißt es:
“Wir, eine Gruppe von Absolvent*innen der Sharif University of Technology, unterstützen die Protestbewegungen des iranischen Volkes gegen die systematische Gewalt gegen Frauen und Minderheiten, die weit verbreitete Armut und Korruption, die Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften, die politische Erstickung und die Einschränkung der sozialen Netzwerke und des Internets und fordern unsere Professoren und andere Universitäten auf, das Recht auf Schließung der Vorlesungen im derzeitigen Ausnahmezustand zu unterstützen und gemeinsam mit dem Volk und den Studierenden zu gehen.”
Bis jetzt haben mehr als 1000 Universitätsprofessor*innen im ganzen Land erklärt, dass sie den kollektiven Aufruf der Studierenden unterstützen, einige haben sogar Vorlesungen abgesagt oder ihre Stellen verlassen. In Anbetracht dieser Ereignisse sind die Studierenden in höchster Gefahr. Das Regime versucht die Bewegung mit voller Kraft niederzuschlagen.
In dieser Situation ist internationale Solidarität, insbesondere durch Studierende, Professor*innen und Lehrende von immenser Bedeutung. In Wien findet am Samstag eine große Demonstration in Solidarität mit der Bewegung statt, der Aufruf ist im Anhang. Es ist notwendig, dass sich die Hochschulen und Universitäten diesem Protest anschließen und ihre Ressourcen, Stimmen und Kanäle nutzen, um den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung und gegen Unterdrückung und Ausbeutung, der ein internationaler ist zu unterstützen und mit aufzubauen.
Verfasst von Studierenden der Akademie der Bildenden Künste Wien und Universität für Musik und darstellende Kunst Wien