Die ÖH der Akademie der bildenden Künste Wien ist entrüstet über das Vorgehen des Rektorats der Universität Wien und kritisiert auch das Scheuklappenverhalten des Wissenschaftsministers Töchterle
Die autoritäre und neoliberale Hochschulpolitik an der Universität Wien zeigt mit der geplanten Abschaffung des Bachelor-Studiengangs “Internationale Entwicklung” und der Repression der letzten Tage wieder einmal ihr wahres Gesicht.
Das über ein Jahrzehnt erkämpfte Studium „Internationale Entwicklung“ an der Universität Wien steht in der derzeitigen Form vor dem Aus. An der „IE“ wurde ab 2002, größtenteils von Lehrenden und Student_innen selbstorganisiert, ein Studiengang ins Leben gerufen der im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht.
Lehrveranstaltungen wie „Soziale Bewegungen und sozialer Wandel“, „Geschlecht als (westliches) Konstrukt ? (Euro-)Zentrismuskritische, queere und postkoloniale Perspektiven auf Geschlecht“ und etwa „Rohstoffimperialismus“ zeigen, dass es sich hier um ein Studium handelt, in dem Praxen der kritischen Erkenntnis, vor den herrschenden neoliberalen Bildungsbegriff gestellt werden.
Seit 2008 wurden immer wieder Protestmaßnahmen unternommen um einen vollwertigen Diplomstudiengang durchzusetzen. Nach den massiven “#unibrennt“ Universitätsprotesten 2009 wurden seitens des Rektorats zwar Zugeständnisse gemacht, die Lehre an der IE basierte aber immer noch überwiegend auf Unterricht durch externe Lehrende in prekären Arbeitssituationen.
Das nun mit der Argumentation der Ressourcenknappheit ausgerechnet dieses Studium seitens des Rektorats der Universität Wien zu einem elitären Masterstudiengang tranformiert werden soll, bei dem etwa 80 Mitarbeiter_innen ihre Stelle verlieren werden, ist nicht nur eine marktpolitische, sondern vor allem eine klar politische Entscheidung.
Die Antworten seitens der Student_innen (der IE) sah mensch vor allem die letzten Tage.
Am Donnerstag Vormittag wurde das Rektorat der Uni Wien besetzt. Am Abend gab es eine Spontan-Demonstration die in mehreren Hörsaal-Besetzungen mündete.
Die Reaktion des Rektorats war ein mehrmaliger angeordneter Einsatz des Sondereinsatzkommando der Polizei zur Räumung, die Schließung des gesamten Hauptgebäudes der Uni Wien, sowie der Order an die “Ordnungshüter_innen“, dass alle Matrikelnummern der geräumten Studierenden erfasst werden sollen.
Etwa genau 2 ½ Jahre nach den massiven Protesten gegen den neoliberalen Umbau der Hochschulen in Österreich, scheint es wieder an der Zeit, den hohlen Worten der (Uni-)Politker_innen entschlossene Taten folgen zu lassen.
Um gegen die geplante Wiedererinführung von Studiengebühren für Alle und für die Ausfinanzierung des Studiums “Internationale Entwicklung“ klare Position zu beziehen, unterstützt die ÖH die aufkommenden Proteste!
Die Situation an der IE sind symptomatisch für die Auswirkungen der Politik Töchterles, der Ministerien vergangener Perioden und nur ein Vorzeichen dafür, was sich in der Universitätslandschaft in näherer Zukunft noch ereignen wird. Wir positionieren uns klar gegen eine neoliberale Ausrichtung der Universitäten und ein Betrachten von Studierenden hinsichtlich ihrer marktpolitischen Verwertbarkeit.
Wir meinen auch, dass die Grenze des Erträglichen schon längst überschritten ist, und unterstützen den Aufruf zu einer Kundgebung am 26. April 2012 um 14Uhr vor dem Hauptgebäude der Uni Wien.
Am 26. April soll die Senatssitzung stattfinden, in der über die Studiengebühren, sowie über die Abschaffung der Bachelorstudiengangs Internationale Entwicklung entschieden werden soll.
Wenn die representativen Organe der Universität glauben Entscheidungen ohne der (betroffenen) Studierenden treffen zu wollen, werden sie heuer eines Besseren belehrt.
Hiermit solidarisieren wir uns mit den Besetzer_innen, den Protestierenden, sowie allen Studierenden der Internationalen Entwicklung.